[Bildquelle u. Bericht: Westfäliche Nachrichten: Axel Engels]
Bereits bei seiner ersten Konzertlesung hatte Aeham Ahmad, der als „Pianist aus den Trümmern“ bekannt wurde, sehr viele Freunde in Telgte gewonnen. Am Montagabend war er wieder ins Bürgerhaus gekommen. Diesmal präsentierte er neben seiner Musik auch das neue Buch „Taxi Damaskus“.
In Kooperation mit dem Verein Zib, dem Telgter Arbeitskreis Israel-Palästina und dem Sozialprojekt Sahber war dieser Beitrag gelebter Völkerverständigung sicherlich eine Bereicherung des kulturellen und sonstigen Lebens in Telgte.
Aeham Ahmad ist ein palästinensich-syrischer Pianist, der lange Zeit in Damaskus als Musiklehrer gearbeitet hat. Merle Weissendorf, die bereits bei der letzten Konzertlesung als Rezitatorin den Texten ein inniges Gewand verliehen hatte, konnte wieder gewonnen werden. Wenn sie von seinen Erlebnissen als Taxifahrer in Damaskus vorlas, fühlte man sich sofort mitten in die von Krieg und Terror verwüstete Stadt versetzt.
Sehr eindrucksvoll präsentierte sich Aeham Ahmad auch als Musiker. Die bei der Begrüßung geäußerte Beschreibung als „Verbindung von Elementen aus Jazz, Klassik und arabischer Musik“ traf nur bedingt den persönlichen Stil. Trotz pianistischer „Mängel“ hat er eine eigene Sprache gefunden, in der er seine Gefühle und Gedanken umsetzt. Da kommt es eben nicht auf passende Skalen, saubere Läufe und differenzierten Anschlag oder dynamische Differenzierungen an.
Klangmalerisch näherte er sich eher Ravel und Debussy an, auch wenn er deren harmonische Finessen nicht beachtete. Da zählen eben andere Werte als bei einem normalen Klavierabend.
Das Publikum ließ sich auf jeden Fall mitnehmen in die Welt von Aeham Ahmad, folgte ihm bereitwillig auf seinem musikalischen Weg. Immer wieder streute er auch Gesangspassagen in sein Spiel ein, deren Ausdruckstiefe auch ohne Verständnis der Sprache wirkte. Das war schon eine beachtliche Leistung, eine solche Präsenz und Innigkeit besitzen nur wenige Künstler.
Aeham Ahmad entführte das Publikum in seine eigene Welt, veränderte durch die persönliche Begegnung wohl auch die Blickweise, wie die Flüchtlingssituation betrachtet werden kann.